Sprachmodelle, sogenannte LLMs, greifen immer häufiger auf Webinhalte zurück, um Informationen zu liefern, Fragen zu beantworten oder Funktionen wie Chatbots mit Leben zu füllen. Doch das Web ist für Menschen gemacht – nicht für Maschinen. Navigation, Banner, JavaScript, HTML-Kauderwelsch: Für KIs ist das oft ein Dschungel, in dem die eigentlichen Inhalte untergehen bzw. das Context Window mit „unnötigen“ Informationen gefüllt wird.
llms.txt
soll hier Abhilfe schaffen – eine einfache Textdatei im Markdown-Format, die im Wurzelverzeichnis einer Website liegt. Der Zweck: Die wichtigsten Inhalte klar und strukturiert bereitstellen, damit LLMs gezielt auf relevante Informationen zugreifen können und diese dann zur weiteren Verarbeitung verwenden können.
Was steckt hinter llms.txt
?
Der Vorschlag stammt von Jeremy Howard (Answer.AI) und wurde 2024 öffentlich gemacht. Die Datei funktioniert wie eine Art Inhaltsverzeichnis für KIs – inklusive Zusammenfassung und Links zu speziell aufbereiteten .md
-Versionen von Unterseiten. Markdown dient dabei als ideales Format, weil es sowohl für Menschen als auch Maschinen gut lesbar und logisch aufgebaut ist.
Im Unterschied zu robots.txt
oder sitemap.xml
, die sich an Suchmaschinen richten, adressiert llms.txt
explizit KI-Modelle. Ziel ist nicht das bloße Crawlen, sondern ein besseres semantisches Verständnis.
Warum llms.txt
zunehmend an Bedeutung gewinnt
✔ Präziseres Verständnis durch KIs
Strukturierte Inhalte ohne visuelles und technisches Drumherum ermöglichen ein deutlich besseres Textverständnis für LLMs. Die Folge: Weniger Fehlinterpretationen, mehr Relevanz.
✔ Mehr Potenzial für KI-basierte Anwendungen
Ob Produktempfehlungen, technische Dokus oder Support-Bots – wenn Inhalte gezielt und vereinfacht zugänglich gemacht werden, lassen sich KI-Dienste gezielter und robuster einsetzen.
✔ Klar definierte Prioritäten
Durch llms.txt
lassen sich Inhalte bewusst gewichten. Wichtiges steht im Fokus, Unwichtiges kann ausgelagert oder markiert werden – etwa in optionalen Abschnitten für längere Kontexte.
✔ Breite Einsatzmöglichkeiten
Von Online-Shops über Bildungsportale bis hin zu (Software-)Projektseiten oder auch Gastronomiebetriebe – nahezu jede Website kann von einer besseren Kommunikation mit LLMs profitieren.
✔ Ergänzung bestehender Standards
llms.txt
ersetzt keine bisherigen Formate – es ergänzt sie. Ziel ist ein neuer Layer an Zugänglichkeit, der speziell auf moderne Sprachmodelle zugeschnitten ist.
Das ist zu tun:
- Zentrale Inhalte identifizieren.
Welche Seiten, Produkte oder Erklärungen sollen Maschinen leicht erfassen können? - Bereinigung in Markdown.
Navigation, Werbung und überflüssiger Code werden entfernt – übrig bleibt nur der inhaltliche Kern. - Erstellung der
llms.txt
.
Einleitung, strukturierte Linkliste, ggf. weiterführende Hinweise – alles sauber und konsistent aufbereitet. - Freigabe für KI-Crawler.
Einstellungen inrobots.txt
und etwaigen Firewalls anpassen, damit Zugriff gewährt wird. - Optionale Ergänzungen.
Strukturierte Daten (Schema.org), saubere Ladezeiten und Positionierung der Kernaussagen „above the fold“ verbessern zusätzlich die Auffindbarkeit und Verständlichkeit.
Der größere Zusammenhang: AI-Optimierung
Mit dem Anstieg von KI-basierten Suchfunktionen – im Juni 2025 tauchten bereits in über 50 % aller Suchergebnisse KI-Overviews auf – verändert sich die Bedeutung klassischer Suchmaschinenoptimierung. Es geht nicht mehr nur darum, von Menschen gefunden zu werden, sondern auch von Maschinen richtig verstanden zu werden.
Technisch saubere Struktur, schnelle Ladezeiten, gute Gliederung und maschinenlesbare Inhalte werden zur Grundlage jeder modernen Webstrategie. llms.txt
ist dabei nur der Anfang einer umfassenderen Entwicklung.
Fazit: Neue Zielgruppe, neue Strategie
Künstliche Intelligenzen sind keine klassischen Nutzer – sie haben andere Bedürfnisse. Wer Webinhalte in Zukunft effektiv nutzbar machen möchte, muss sie nicht nur veröffentlichen, sondern auch übersetzen. llms.txt
liefert hierfür ein einfaches, effektives Format.
Der Aufwand bleibt überschaubar. Die Vorteile hingegen sind groß: bessere Auffindbarkeit, klarere Darstellung, gezielte Steuerung der Inhalte, kleinere Datenmenge für das Context Window.
Die digitale Zukunft gehört nicht nur den Menschen – sie muss auch für Maschinen lesbar sein.